Pharmareferentenprüfung bestanden – was nun?

Um als Pharmareferent:in zu arbeiten, muss man entweder ein abgeschlossenes Studium der Human- oder Zahnmedizin, der Veterinärmedizin oder der Pharmazie vorweisen können oder eine sogenannte Pharmareferentenprüfung ablegen.

Einen eindeutig klassischen Weg zum Beruf Pharmareferent:in gibt es jedoch nicht. Nur selten steigen Interessierte direkt nach der Uni ein. Viele Pharmareferent:innen beginnen als Quereinsteiger, die zuvor in ganz anderen Bereichen tätig waren – auch ein Einstiegsalter von 40+ Jahren ist nicht ungewöhnlich.

Wie Prüfung und Einstieg in den Arbeitsmarkt gelingen und welche Chancen auf zukünftige Pharmareferent:innen warten, haben wir mit Luise Liehr (Senior Recruiting Partner bei HCC) und Marie-Idil Sahin (Dialog Specialist bei HCC) besprochen.

Der Weg zum/zur Pharmareferent:in – so geht’s los!

Marie-Idil Sahin: „Man kann die Vorbereitung zur schriftlichen und mündlichen Prüfung natürlich im Selbststudium machen oder wie ich einen Vorbereitungskurs besuchen. Hier gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Kursen. Ich persönlich habe den Kurs von pharma-education als sehr hilfreich empfunden. Dort habe ich eine Zusammenfassung der 21 Themen bekommen, die ich dann im Laufe des Kurses mit meinen eigenen Notizen ergänzt habe – unter anderem auch mit Inhalten aus Skripten der PHARMIG. Zudem habe ich auch die Online-Plattform Panapharma besucht, bei der man die Multiple-Choice-Fragen üben kann. Außerdem habe ich mich an ein paar sehr praktische Lerntipps gehalten.“

Ready für die Prüfung – die Lerntipps:

  • Wiederholen, wiederholen, wiederholen

Daran führt einfach kein Weg vorbei 😉

  • Anderen den Stoff erklären

Wer den Stoff anderen oder sich selbst vor dem Spiegel erklärt, beginnt das Gelernte zu vernetzen. Wer die Zusammenhänge und Grundstruktur einmal verstanden hat, kann sich vieles leichter herleiten und merken – und es hilft auch für den mündlichen Teil der Prüfung.

  • Zeiteinteilung

Erst einen Überblick über den Stoff verschaffen, bevor es ans Detail lernen geht. Den Stoff selbst so planen, dass man ca. 2 Wochen vor der Prüfung nur noch die Inhalte wiederholt. Ein heißer Tipp: den letzten Tag vor der Prüfung eine Pause machen und gut ausgeruht zur Prüfung antreten.

  • Erklärvideos YouTube

Auch Info Videos können dabei helfen, die Lerninhalte zu visualisieren und die einzelnen Themenbereiche und Zusammenhänge besser zu verstehen.

  • Pausen einplanen

Pausen und Pufferzeiten einzuplanen ist wichtig! Wenn der Kopf bereits vollgestopft ist und der Zeitdruck steigt, wird es immer schwieriger, Gelerntes zu behalten. Abgesehen davon verliert man auch die Freude am Lernen.

  • Rituale gegen Aufregung

Atemübungen und Meditation helfen vor der Prüfung und während der Vorbereitungszeit Anspannung loszulassen und die Aufregung in den Griff zu bekommen. Auch Sport kann diesen Effekt haben und die Bewegung unterstützt zudem das Gedächtnis.

Pharmareferentenprüfung bestanden – welche Rolle spielt das Recruiting?

Luise Liehr: „Das Recruiting durch Firmen und Personaldienstleister beginnt in der Regel nach bestandener Prüfung. Das liegt auch daran, dass die Prüfung sehr hohe Durchfallquoten hat. Wir als Dienstleister bekommen jeden Monat nach der Pharmareferentenprüfung die Kontaktdaten der neuen Pharmareferent:innen, sofern diese zugestimmt haben. Mit diesen Personen nehmen wir aktiv Kontakt auf und klären im Telefoninterview, was deren Motivation für die Prüfung war und ob es Wunschunternehmen oder -indikationen gibt.

Mittlerweile darf bei den Pharmareferentenprüfungen auch wieder zugesehen werden – das war während der Pandemie nicht möglich. Vor Ort kommen wir leicht mit den angehenden Pharmareferent:innen ins Plaudern und verteilen auch unser Informationsmaterial.

Auch der Bewerbungsweg über aktive Bewerbungen auf Ausschreibungen wird natürlich gegangen, spielt in unserer Wahrnehmung jedoch immer mehr eine untergeordnete Rolle.

Ab auf den Bewerbermarkt – die ersten eigenen Schritte

  • Sich Orientierung verschaffen

Gibt es Indikationen, die besonders interessieren? Möchte man in ein kleines oder großes Unternehmen? Gibt es Unternehmen, die man mit einem besonders guten Ruf verbindet? Wer sich zu Beginn schon gut überlegt, wo die Reise hingehen soll, hat sicherlich bessere Chancen, die passende Position zu finden.

Viele Pharmareferent:innen starten zunächst im niedergelassenen Bereich beim Allgemeinmediziner oder Facharzt. Von dort aus können sie sich dann auch in spezialisiertere Positionen entwickeln. Wer dann als Key Account Manager im Klinikbereich mit Spitalsärzten zu tun hat, muss auch dort souverän und auf Augenhöhe agieren. Außerdem hat man es häufig mit komplexeren Indikationen zu tun und betreut ein viel größeres Einzugsgebiet bzw. mehrere Bundesländer.

  • Den eigenen Online-Auftritt pflegen

Viele Firmen suchen auch selbst und direkt über Business-Plattformen nach Bewerbern. Am wichtigsten ist hier ein gut gepflegtes LinkedIn-Profil – mit Informationen zu abgelegten Prüfungen und Werdegang und der Anmerkung, dass man auf der Suche nach einer neuen Herausforderung ist.

  • Kontakt mit Personalberatern aufnehmen

Personalberater bieten den Vorteil, dass Sie über eine größere Auswahl an Positionen verfügen und viele sehr unterschiedliche Bereiche besetzen. Außerdem haben Sie das Know-how, um gut einschätzen zu können, welche Stelle zu welchem Bewerber gut passen könnte.

  • Initiativbewerbungen

Der Markt ist gerade sehr groß und es wird sehr intensiv nach Bewerbern gesucht. Ein guter Tipp ist daher auch immer, sich aktiv zu bewerben und in den Talente-Pool von Unternehmen oder Personaldienstleistern aufnehmen zu lassen.

Ein Job mit Zukunftsaussicht?

Luise Liehr: „Prinzipiell kann man sagen, dass auch Einsteiger ohne Berufserfahrung derzeit sehr gute Chancen haben, die passende Position zu finden.

Wie wir an unserer eigenen Datenbank ablesen können, bleiben viele der Pharmareferent:innen im Beruf. Nur wenige wechseln tatsächlich wieder die Branche und das zumeist in den ersten 1-2 Jahren. Wer allerdings den Beruf beibehält, wechselt maximal noch intern ins Marketing.

Was allerdings sehr häufig passiert, ist der Wechsel in ein anderes Unternehmen oder auch zu einer anderen Indikation bzw. einem anderen Produkt – je nach Interesse.“

Erwartung vs. Realität

Marie-Idil Sahin:Anfangs war mir nicht genau klar, was mich genau erwartet. Als Pharmareferent:in macht es natürlich einen großen Unterschied, ob man im Innen- oder Außendienst tätig ist. Obwohl ich in beiden Bereichen Jobangebote bekommen habe, habe ich aktuell mehr Vorteile im Innendienst für mich gesehen. Ich arbeite in einem angenehmen Umfeld mit sehr hilfsbereiten Kolleginnen zusammen und die Arbeit ist abwechslungsreich, da wir immer neue Projekte und Kunden haben.“

Luise Liehr: „Als Pharmareferentin im Außendienst muss man sich darauf einstellen, dass man viel alleine unterwegs ist. Das ist etwas, das anfangs viele unterschätzen. Man macht seine Touren und erledigt die administrativen Aufgaben zumeist im Homeoffice. Natürlich gibt es Team-Calls und Gespräche mit Vorgesetzten und Ärzten, aber zu einem großen Teil ist man auf sich selbst gestellt. Man hat viele Freiheiten bei der Zeiteinteilung und Routenplanung, verbringt aber auch oft viel Zeit mit Warten besonders im Klinikbereich, wenn man trotz Termin bestimmte Ärzte nicht erwischt. Für jemanden, der diese Freiheit aber schätzt, ist es ein zukunftsträchtiger Beruf in einer sehr spannenden Branche.“

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