Vielfalt sichtbar machen: Michael Rabl über Engagement, Gleichstellung und die Mistelbach Pride

Unsere Mitarbeiter:innen geben nicht nur in ihrer täglichen Arbeit ihr Bestes – viele von ihnen engagieren sich auch in ihrer Freizeit mit Herzblut für gesellschaftlich wichtige Themen. Einer von ihnen ist Michael Rabl: Er ist nicht nur ein geschätztes Mitglied unseres Teams, sondern auch aktives Mitglied der LGBTQ+ Community sowie Mitorganisator und Obmann der Pride in Mistelbach.

Mit seinem Engagement steht er für Werte wie Fairness, Gleichberechtigung, Respekt und Zusammenhalt – Werte, die auch in unserem Unternehmen fest verankert sind. Im Interview spricht er über persönliche Beweggründe, gesellschaftliche Herausforderungen und warum „Pride“ weit mehr ist als nur eine bunte Parade.

Erzähl uns ein wenig über dich. Wer bist du – beruflich und privat?

Ich bin Michael und arbeite bei HCC als Project Assistant. Ich bin vor allem für unsere Academy verantwortlich, aber auch in andere Projekte eingebunden. Parallel schließe ich mein Bachelorstudium „Management & Digital Business“ an der FH St. Pölten ab. In meiner Freizeit engagiere ich mich seit 2022 ehrenamtlich für die queere Community in meiner Heimatgemeinde Mistelbach – und das mit großer Leidenschaft.

Wie kam es dazu, dass du dich für die LGBTQ+ Community engagierst – insbesondere als Obmann des Vereins Mistelbach Pride?

Schon vor meinem eigenen Outing habe ich gespürt, wie isoliert man sich als queere Person außerhalb urbaner Zentren fühlen kann. Im ländlichen Raum – wie etwa im Weinviertel – wurde kaum über LGBTQ+ Themen gesprochen. Diese Unsichtbarkeit macht es jungen queeren Menschen schwer, sich selbst zu finden. Dieses „Tabu“ wollten einige enge Freund:innen und ich durchbrechen – also beschlossen wir, eine Pride in Mistelbach zu organisieren. Aus dieser Idee ist ein schnell wachsender Verein entstanden. Am 31. Mai findet bereits unsere vierte Pride statt.

Was bedeutet dir dieses Engagement persönlich?

Mir ist es wichtig, die Lebensrealitäten queerer Menschen auch im ländlichen Raum sichtbar zu machen. Wir existieren überall – nicht nur in der Großstadt – und haben in jeder Gemeinschaft unseren Platz. Mit unserem Verein Mistelbach Pride möchten wir Berührungspunkte schaffen und Brücken bauen – damit alle frei leben können, ohne sich verstecken zu müssen.

Ehrenamt mit Wirkung: über Motivation und Herausforderungen

Was treibt dich an, so viel Zeit und Energie in diese Initiative zu investieren?

Meine tiefste Überzeugung ist, dass jede Person das Recht hat, sie selbst zu sein – und ein gleichberechtigter Teil der Gesellschaft. Dieses Projekt würde aber niemals ohne mein großartiges Vereinsteam und unsere Unterstützer:innen funktionieren.

Gab es Hindernisse oder Rückschläge im Zuge deines Engagements?

Ja, leider. Auch in Österreich erleben wir, dass Vielfalt nicht von allen als Bereicherung gesehen wird. Es gibt Menschen, die sich von anderen Lebensrealitäten bedroht fühlen – sei es aus Unwissenheit, Angst oder ideologischer Überzeugung.
Unser Verein wurde bereits mit Störaktionen konfrontiert. Aber: Liebe ist stärker als Hass. Wir lassen uns nicht entmutigen.

Was war bisher dein bewegendster Moment im Rahmen deiner Aktivitäten?

Es sind oft die kleinen Dinge: Ein älteres Ehepaar etwa, das die Pride zunächst skeptisch aus der Ferne beobachtete, dann doch zu einem Essensstand kam, ins Gespräch mit Teilnehmenden geriet – und am Ende lachend und mitklatschend in der Menge stand. Solche Begegnungen zeigen, wie leicht Verständigung gelingen kann, wenn man aufeinander zugeht.

Pride Month und Realität: Zwischen Regenbogenlogos und echter Haltung

Im Pride Month bekennen sich viele Unternehmen öffentlich zur LGBTQ+ CommunitY – ist das echte Unterstützung oder eher Symbolpolitik?

Ich glaube, dass es einen klaren Unterschied zwischen typischem Pinkwashing und echter Unterstützung gibt. Viele Unternehmen zeigen im Juni ihre Solidarität mit Regenbogen-Logos – aber nur in Märkten, in denen das gut fürs Image ist. In Ländern, in denen queere Menschen diskriminiert oder strafrechtlich verfolgt werden, bleibt das Logo neutral, oder es wird sogar bewusst geschwiegen. In einigen Fällen unterstützen diese Unternehmen indirekt sogar queerfeindliche Kampagnen – wenn es dem lokalen Markt dient.

Gleichzeitig gibt es aber auch positive Beispiele: Unternehmen, die ganzjährig Haltung zeigen, intern wie extern. Die nicht nur kommunizieren, sondern handeln – durch gezielte Förderung von Vielfalt, durch Empowerment-Initiativen und echte Gleichstellung. Und das ist entscheidend.

Was fehlt dir außerhalb des Pride Month an echter Unterstützung?

Echte Unterstützung endet nicht mit dem Monatswechsel. Sie beginnt mit dem Bewusstsein für bestehende Probleme. Unternehmen können hier viel bewegen, wenn sie sich als Teil der Lösung begreifen. Sie können gesellschaftliche und politische Vorbilder sein, wenn sie sich aktiv für die Rechte queerer Menschen einsetzen. Dazu gehört auch eine klare Position gegenüber Diskriminierung zu beziehen, sichere Räume zu schaffen, die Solidarisierung mit aktivistischen Forderungen sowie die finanzielle Unterstützung von ehrenamtlichen Initiativen. Ohne Sponsor:innen, Partner:innen und solidarische Stimmen wäre eine Veranstaltung wie die Mistelbach Pride nicht möglich. Unterstützung muss ganzjährig sein – nicht nur dann, wenn es gut aussieht.

Diversität im Arbeitsalltag: Wie Unternehmen queere Menschen wirklich stärken können

Wie erlebst du unsere Unternehmenskultur in Bezug auf Vielfalt und Akzeptanz?

Ich habe mich bei HCC von Anfang an willkommen gefühlt. Es war sofort klar, dass es keine Rolle spielt, ob ich einen Partner oder eine Partnerin habe – und das ist leider nicht selbstverständlich. Ich sehe da auch eine Wechselwirkung: Unsere Unternehmenskultur ist modern, familiengeführt, weiblich geprägt – und genau das schafft Raum für Offenheit und gegenseitigen Respekt.

Was kann ein Unternehmen tun, um queere Mitarbeiter:innen wirklich zu unterstützen – über das Regenbogen-Logo hinaus?

Das hängt von der Größe ab, aber schon kleine Maßnahmen können viel bewirken. Etwa geschlechtsneutrale Toiletten, Awareness-Schulungen oder eine klare Positionierung in internen Leitlinien. Entscheidend ist: Es braucht echtes Engagement – nicht bloß Dekoration.

Welche Rolle spielt Diversität deiner Meinung nach für den Unternehmenserfolg?

Unsere Welt ist vielfältig – und wer als Unternehmen realitätsnah arbeiten will, muss diese Vielfalt abbilden. Wer Diversität ausblendet, limitiert Innovationskraft, Perspektivenvielfalt und Wettbewerbsfähigkeit. Unternehmen, die Vielfalt leben, sind langfristig erfolgreicher. Davon bin ich überzeugt.

Der Blick nach vorn: Wünsche, Visionen und Impulse für gesellschaftliches Engagement

Was wünschst du dir für die Zukunft der Mistelbach Pride – und generell für die LGBTQ+ Community in Österreich?

Langfristig wünsche ich mir, dass unser Engagement gar nicht mehr nötig ist – weil Gleichberechtigung selbstverständlich geworden ist.
Bis dahin hoffe ich auf mehr Unterstützung – vor allem aus Bereichen, von denen man es nicht erwarten würde. Wir brauchen solidarische Stimmen aus allen Teilen der Gesellschaft.

Was möchtest du jungen Menschen mitgeben, die sich gesellschaftlich engagieren wollen?

Vertraut eurer Überzeugung – und lasst euch nicht von Rückschlägen entmutigen. Jeder Anfang zählt. Vernetzt euch, geht aufeinander zu – auch wenn ihr nicht immer einer Meinung seid. Gemeinsam lässt sich viel bewegen.

Die nächste Mistelbach Pride findet am 31. Mai 2025 statt – organisiert vom engagierten Team rund um unseren Kollegen Michael Rabl. Mehr Informationen zur Veranstaltung gibt es unter www.mistelbach-pride.at. Wir sagen: Hut ab und danke für deinen Einsatz – bei HCC und für die Gesellschaft!

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